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Gene oder Umwelt: Was prägt die Persönlichkeit stärker?

Bei der Entstehung prägnanter Persönlichkeitsmerkmale - oder gar psychischer Störungen - kann zwischen anlagebedingten und entwicklungsbezogenen Ursachen unterschieden werden.

Anlagebedingt bedeutet, dass bestimmte Merkmale im Sinne von Persönlichkeitsdispositionen schon sehr früh - zum Beispiel genetisch - als Teil der genuinen Persönlichkeit einer Person angelegt sind. Es handelt sich also um das Grundinventar persönlicher Eigenschaften, mit der ein Mensch auf die Welt kommt. Denn Babys sind kein weißes Blatt Papier ohne irgendeine Eigenschaft. Sie haben von Anfang schon einen eigenen Charakter.

Einflüsse des weiteren Lebens können nun dazu führen, dass Potenziale entwickelt oder nicht ausgeschöpft werden und dann verkümmern. Möglich ist auch, dass zum Beispiel durch traumatische Erfahrungen psychische Schäden verursacht werden. Die anlagebedingte, grundsätzliche Persönlichkeitsdisposition gibt aber einen Rahmen vor, in dem sich die weitere Lebensentwicklung bewegt. Sie spielt sich also nicht in einem luftleeren Raum ab, in dem jede weitere Entwicklung gleich wahrscheinlich ist. Denn je nachdem wie ausgeprägt eine solche anlagebedingte Persönlichkeitsdisposition ist, ist der Spielraum für spätere Veränderungen größer oder kleiner. Es gibt Persönlichkeitsdispositionen, die sehr früh determiniert und in der weiteren Entwicklung wenig veränderbar sind und solche, die einen größeren Veränderungsspielraum offenlassen.

Gegenüber den anlagebedingten Dispositionen beschreiben entwicklungsbedingte Einflüsse Persönlichkeitsprägungen, die auf lebensgeschichtliche Faktoren zurückzuführen sind. Zu nennen sind hier selbstverständlich das familiäre Umfeld, aber auch andere prägende Lebensumstände im Kindes- und Jugendalter.


Im Nachhinein ist es meist schwierig zu differenzieren, welche Persönlichkeitsmerkmale einer anlagebedingten Disposition oder entwicklungsbedingten Prägungen entsprechen. Oft ist von einer Wechselwirkung zwischen grundsätzlich angelegten Persönlichkeitsmerkmalen und Entwicklungsbedingungen auszugehen. Es gibt aber auch Fälle, bei denen prägende Entwicklungsbedingungen im Vordergrund stehen und eine starke Wirkung haben. Manchmal dominiert aber auch die früh angelegte Grunddisposition und die konkreten Entwicklungsbedingungen hatten einen geringen Einfluss auf die schliesslich resultierende Persönlichkeitsstruktur. Es ist wie so oft: Das alles ist kein Entweder-oder, sondern manchmal überwiegt das eine, manchmal das andere und manchmal ist es eine Mischung, in der beide Elemente eine ähnliche Rolle spielen.

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