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FOTRES: Viele Falschinformationen in den Medien

Aktualisiert: 15. Apr. 2021

Über das Forensische Operationalisierte Therapie-Risiko-Evaluations-System (FOTRES) wurde bislang sehr viel Falsches geschrieben. FOTRES ist vor allem ein spezifisches diagnostisches System, das nicht auf die Diagnose von Krankheiten ausgerichtet ist, sondern darauf, das Risikoprofil einer Person im Einzelfall zu erfassen und genau abzubilden. Es ist daher etwas völlig anderes als all die statistischen Prognoseinstrumente, die rechtsstaatlich bedenklich sind. Bedenklich sind sie, weil sie auf statistischen Zusammenhängen basieren, aber keinerlei kausalen Bezug zum Einzelfall haben. Das ist bislang in der Öffentlichkeit kaum jemals richtig dargestellt und häufig missverstanden worden. In gleicher Weise ist bisher noch kaum verstanden worden, dass durch FOTRES sehr viele Täter besser beurteilt und erfolgreich entlassen wurden. Denn im Gegensatz zu statistischen Instrumenten oder Einschätzungen, die auf „krankheitsbezogenen Diagnosen“ beruhen, kann durch FOTRES das individuelle - und häufig günstigere - Risikoprofil beschrieben werden.

FOTRES ist somit die Antwort darauf, dass allgemein-psychiatrische Diagnosen (nach ICD oder DSM) und persönlichkeitsbedingte Risiken zwei verschiedene Phänomene sind. Deswegen gibt es viele Situationen, in denen Risikoprofile von Straftätern durch ein unspezifisches, allgemein-psychiatrisches Klassifikationssystem (wie ICD oder DSM) gar nicht abgebildet werden können.

In anderen Situationen gelingt es zwar, gewisse risikorelevante Probleme in einem allgemein-psychiatrischen Klassifikationssystem zu erfassen. Der Zusammenhang zu einem bestimmten Deliktverhalten ist aber wenig differenziert und daher ungenau. Manchmal gibt es aber auch Fälle, bei denen es zwischen der risikoorientierten Diagnostik und den - auf psychiatrische Erkrankungen bezogenen - psychiatrischen Diagnosen grössere Überschneidungen gibt. Aber auch in diesen Fällen sind die Definitionen der unspezifischen psychiatrischen Diagnosen nicht auf die Erfassung von Risiken ausgerichtet.

Die hier dargestellte Ausgangslage ist nicht verwunderlich. Denn allgemein-psychiatrische Klassifikationssysteme haben das Ziel, psychiatrische Störungen bzw. Krankheiten zu erfassen. Sie sind nicht darauf ausgerichtet, Merkmale zu erkennen, die für die Begehung von Straftaten von Bedeutung sein können.

Auf den Punkt gebracht: Eine psychiatrische Krankheit und Gefährlichkeit sind unterschiedliche Phänomene. Es gibt viele gefährliche Personen, die keine psychiatrische Diagnose haben und es gibt sehr viele psychisch kranke Menschen, die überhaupt nicht gefährlich sind.

Darum ist es sinnvoll, die in einem bestimmten Fall vorliegenden risikorelevanten Persönlichkeitsmerkmale in einem eigenständigen forensischen Diagnoseprozess zu beschreiben. Das ist der Grund, warum FOTRES mehr als 100 potentielle Risiko-Eigenschaften definiert, die bei (potentiellen) Straftätern vorkommen können. Die jeweils vorliegenden Risiko-Eigenschaften bilden das Risikoprofil einer Person. Das Risikoprofil wiederum ist die Basis dafür, den spezifischen Deliktmechanismus zu identifizieren und damit das Tatgeschehen zu erklären (vgl. auch Blogeintrag: Gefährlichkeit versus Psychische Störung: Zwei unterschiedliche Phänomene).

Für alle Risikoeigenschaften und ihre jeweiligen Merkmale gibt es klare Definitionen, Erläuterungen und Leitfragen. Zudem gibt es für die Risiko-Eigenschaften einen sogenannten Quick-Guide; also eine Kurzfassung für den schnellen Überblick. Der Quick-Guide besteht aus drei stichwortartigen Aussagen, mit denen der Kern einer Risiko-Eigenschaft kurz charakterisiert wird. Mit dem Quick-Guide kann man sich einen groben, dafür aber raschen Überblick darüber verschaffen, was mit einer bestimmten Risiko-Eigenschaft gemeint ist.


Diejenigen, die das interessiert, können diese Quick-Guide nachfolgend herunterladen:






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