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Hoch-Risiko-Täter

Manche Fachleute vertreten folgende These: Straftäter, die als gefährlich eingeschätzt werden, könnten ja nie das Gegenteil beweisen, weil sie nie freigelassen würden. Diese Behauptung ist falsch. Ich kann hier u.a. auf eine eigene Studie aus dem Jahr 2006 verweisen. Diese Studie zeigt im Übrigen auch, dass mit den geeigneten Methoden gefährliche Täter sehr gut identifiziert werden können.

Worum ging es in dieser Studie? Wir sahen im Strafvollzug Gewalt- und Sexualstraftäter, die wir als hochgefährlich und nicht therapierbar einschätzten. Trotz dieser Gefährlichkeitseinschätzung mussten einige dieser Täter aus rechtlichen Gründen entlassen werden. Denn es handelte sich um Personen, die zu einer endlichen Freiheitsstrafe verurteilt worden waren. Das heißt: Sie mussten spätestens zu dem Zeitpunkt entlassen werden, an dem sie den letzten Tag ihrer Strafe abgesessen hatten. Aufgrund dieser - für uns sehr unbefriedigenden - Situation kam ein unfreiwilliges Experiment zustande.

In den Jahren von 1997-2005 hatten wir neun solche hochgefährlichen Gewalt- und Sexualstraftäter identifiziert, die aus rechtlichen Gründen entlassen werden mussten. Wir untersuchten, wie viele, dieser als sehr gefährlich eingeschätzten Täter rückfällig wurden.

Von den neun Tätern dieser Studie mussten wir eine Person aus der Studie ausschliessen. Es handelte sich um einen Täter, der die Schweiz nach seiner Haftentlassung verlassen hatte. Von dem Land, in dem er nun lebte, erhielten wir keinen offiziellen Strafregisterauszug. Wir wussten aber, dass er in jedem Falle rückfällig geworden war. Denn unter anderem bedrohte und erpresste er eine in der Schweiz lebende Person, indem er von ihr einen hohen Geldbetrag forderte. Aus formalen Gründen schlossen wir diesen Täter dennoch aus der Studie aus.

So verblieben acht Täter, deren Verlauf wir durch offizielle Dokumente überprüfen konnten. Die Bilanz war mehr als ernüchternd. Alle diese Täter wurden innerhalb eines Jahres mit schweren Gewalt- und Sexualstraftaten rückfällig. Diese acht Täter verursachten insgesamt 24 Opfer.



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